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Satzzeichen machen lebendig

Wenn wir sprechen, heben wir die Stimme am Ende einer Frage und senken sie am Ende einer Aussage. Wir reden lauter oder leiser, langsamer oder schneller, machen Pausen. All das kann ein geschriebener Text nicht.

Wer sich einmal alte römische Inschriften auf Steintafeln angesehen hat, merkt, wie schwierig das Textverständnis selbst für Lateiner  ist, weil eben diese Funktionen der gesprochenen Sprache wegfallen. Glücklicherweise wurde inzwischen ein Hilfsmittel erfunden.

Satzzeichen. Satzzeichen transportieren Merkmale der gesprochenen Sprache in den Text, die Buchstaben nicht ausdrücken können, ohne die ein Text jedoch kaum zu verstehen ist. Ohne Satzzeichen klingt ein Text roboterhaft.

Funktionen der Satzzeichen

Die geläufigsten Satzzeichen sind die folgenden:

  • Punkt:      
    Beendet einen Satz; Sprech- und Denkpause – ein Gedanke ist abgeschlossen.
  • Komma:
    Trennt Haupt- und Nebensätze, gleichwertige Sätze ohne ‚und’ und Elemente von Aufzählungen.
  • Fragezeichen:
    Beendet Fragen in wörtlicher Rede, rhetorische Fragen; lockert den Text auf.
  • Rufzeichen:
    Beendet Ausrufe in wörtlicher Rede und verleiht Aussagen Nachdruck – in letzterer Funktion für Pressemitteilungen besser nicht verwenden.
  • Klammern:
    Bitte nicht nutzen, da sie Einschübe markieren – und die sollten in Texten nicht auftauchen > Gegenwartsfenster!

Darüber hinaus gibt es jedoch noch drei weitere Satzzeichen, die selten verwendet werden. Dabei können Sie so viel sogar ganze Worte ersetzen.

Der Doppelpunkt

Ohne Punkt und Komma sollte man weder reden noch schreiben, doch allein mit diesen beiden Satzzeichen wirken Texte fad. Machen Sie Ihre Text nicht nur leichter zu lesen, sondern auch spannender und verständlicher!

Der Doppelpunkt verhindert unnötige Nebensätze:

Der folgende Text zeigt, dass Hauptsatz-Konstruktionen im Deutschen nicht automatisch sprachlich langweilig sind.

Der folgende Text zeigt: Hauptsatz-Konstruktionen sind im Deutschen nicht automatisch sprachlich langweilig.

Außerdem erzeugt er Spannung: Er lässt sich gut setzen, wenn der zweite Satz den ersten erklärt oder eine logische Folge aus dem ersten darstellt.

Ein weiteres Beispiel für die Unnötigkeit eines Nebensatzes dank Doppelpunkt:

Es konnte gezeigt werden, dass die Römer also keineswegs geschlossen hinter ihrem Kaiser standen.

Die Analyse hat gezeigt: Die Römer standen keineswegs geschlossen hinter ihrem Kaiser.

Das Semikolon

Über den Doppelpunkt haben Sie bereits gelesen – das Semikolon (semi = halb, kolon = Punkt > Halbpunkt, Strichpunkt) verbindet zwei vollständige Sätze, die zwar grammatikalisch eigenständig sind, inhaltlich aber eng verknüpft:

Heute war ich in Berlin; diese Stadt ist der Wahnsinn!

Der Gedankenstrich

Über Doppelpunkt und Semikolon haben Sie bereits gelesen – der Gedankenstrich ermöglicht, einen Gedanken anzuhängen, ohne einen neuen Satz bilden zu müssen:

Setzen Sie sich jeden Abend fünf Minuten hin und lesen Sie sich die aufgeschriebenen Wörter noch einmal durch  ̶  am besten laut.

Er sollte nicht für Einschübe missbraucht werden:

Setzen Sie sich jeden Abend fünf Minuten hin und lesen Sie sich ̶  am besten laut  ̶  die aufgeschriebenen Wörter noch einmal durch.

Beispiel für die Unnötigkeit eines Nebensatzes dank Gedankenstrich:

Es konnte gezeigt werden, dass die Römer also keineswegs geschlossen hinter ihrem Kaiser standen.

Die Römer standen keineswegs geschlossen hinter ihrem Kaiser – das zeigt die Analyse.

Sie merken: Satzzeichen können eine Menge wenn Sie sie nutzen.

Schenken Sie Satzzeichen mehr Aufmerksamkeit und Ihren Texten mehr Satzzeichen!

Der Apostroph

Der Apostroph ist ein umstrittenes Satzzeichen: Wo gehört er hin? Die Schwierigkeiten bei der Setzung dieses Zeichens haben sogar für einen neuen Namen gesorgt, der sich schnell eingebürgert hat: Deppen-Apostroph.

Gänsefüßchen,

auch Hasenöhrchen genannt: Darunter kennen wir die Anführungszeichen. Im Verlauf der Zeit änderte sich das Aussehen des Zeichens und auch der Gebrauch: Wurde das Zeichen früher nur fürs Zitieren genutzt, so genießt es heute auch einen stilistischen Gebrauch.

Wie alles begann

Die Satzzeichen entstanden keineswegs aus dem Nichts: Am Anfang war die Schrift. Ohne Satzzeichen, wohlgemerkt. Sogar ohne Leerzeichen. Aus heutiger Sicht einfach unvorstellbar! Die Schrift entwickelte sich: Bald haben Menschen Lesen gelernt, sodass Texte nicht mehr vorgelesen werden mussten. Damit das Geschriebene auch richtig rüberkommt, hat man Satzzeichen verwendet.

Moderne Satzzeichen

So wie unsere Sprache sich entwickelt, entwickeln sich auch die Satzzeichen. Der Entstehung der Computer bzw. der E-Mails verdanken wir die kleinen Grins-Gesichter, ohne die kaum eine WhatsApp-Nachricht auskommt. Im Fall von Smileys werden die gewohnten Satzzeichen so angeordnet, dass man ein fröhliches oder trauriges Gesicht erkennen kann, wenn man „seitwärts“ liest. Aber auch komplett neue Satzzeichen entstanden mit der Zeit, wie z. B. das Interrobang.

 

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