Apostroph: ein Satzzeichen für Grammar-Nazis

Kaum ein Satzzeichen in der deutschen Schreibsprache wirft mehr Fragen auf als ein Apostroph: Wo gehört er hin? Und wohin nicht?

Der Apostroph ist ein relativ junges Satzzeichen: Erstmals wurde es im 16. oder 17. Jahrhundert verwendet, meistens als Auslassungszeichen, zur Markierung des Wortstamms oder – Überraschung! – eines angehängten Genitiv-s.

Von Nadezda Gerdemann

Deppen-Apostroph: nichts für schwache Nerven

Ein Deppen-Apostroph wird an Stellen gesetzt, wo er nicht hingehört: ein gutes Beispiel – die Mehrzahl von Auto’s. Den Deppenapostroph haben wir tatsächlich einem deutschen Bibliothekar, Lexikographen und Germanisten zu verdanken – Johann Christoph Adelung. Dieser war der erste deutsche Grammatiker und setzte sich Ende des 18. Jahrhunderts für die Verwendung des Apostrophs bei der Deklination von Eigennamen sowie im Plural und im Genitiv („Zeilensprung’s Blogbeiträge haben viele Motto’s“). Sogar Lehrbücher der deutschen Sprache haben diese Regeln abgebildet. Nun scheinen viele unserer Mitbürger immer noch von der mittelalterlichen Schreibsprache Gebrauch zu machen…

Der Deppen-Apostroph hat sogar eine eigene Internetseite. Aber Achtung! Das ist nichts für schwache Nerven!

Rechtschreibreformen gegen den Deppen-Apostroph

Erst mit der Rechtschreibreform von 1901 wurde der Genitiv-Apostroph für regelwidrig erklärt, und im Jahr 1906 auch dessen Nutzung bei Eigennamen als unerwünscht – auch wenn optional möglich. Nichtsdestotrotz findet man die falsche Verwendung sogar in Texten von Thomas Mann und Nietzsche. In dem Fall können wir es den Verfassern aber verzeihen: Sie haben das Schreiben noch vor der Reform gelernt – und die Macht der Gewohnheit ist ja bekanntlich stark. Dass die richtige Verwendung sich seit fast 120 Jahren bei manchen aber immer noch nicht durchsetzen konnte…

Andere Sprachen – andere Regeln

In anderen Sprachen sieht es anders aus mit dem Apostroph: Im Französischen, Spanischen und Italienischen werden zwei Vokale, die am Wortende oder -anfang aufeinandertreffen, durch einen Apostroph ersetzt: so wird z. B. „la apostrophe“ zu „l’apostrophe“. An diesem Beispiel sieht man: Es ist meist bei den Artikeln der Fall. Im Englischen existiert immer noch die Verwendung im Fall von Besitzverhältnissen („the cat’s food“). Im Japanischen und Chinesischen – zumindest in ihrer lateinischen Umschrift – steht ein Apostroph für Silbentrennung. Auf Somali und in der lateinischen Umschrift von Arabisch und Hebräisch bezeichnet der Apostroph einen Glottisschlag – einen stimmlosen Verschlusslaut. Im Tschechischen und Slowakischen wird der Apostroph manchmal anstelle von Hatschek (ˇ) verwendet: Bei Kleinbuchstaben steht er für eine Oberlänge.

Der deutsche Apostroph

Laut der heutigen Rechtschreibreform gibt es in der deutschen Sprache dagegen genau drei Fälle, in denen ein Apostroph genutzt wird:

  • im Genitiv bei Substantiven, die auf ß, s, x oder z enden („Ulrich Weiß‘ Freunde“)
  • bei Auslassungen („Das möcht‘ ich gern“)
  • und bei Ableitungen von mit -sch-Gebildeten Namen („Märk’sche“)

Dennoch dauert die Diskussion über die richtige und falsche Verwendung eines Apostrophs nach wie vor an, z. B. im Fall der Eigennamen, da die Verwendung optional möglich ist. Zeilensprungs Meinung dazu ist allerdings eindeutig: Wir sind gegen Deppen-Apostrophe!