Doppelpunkt: senkrecht wie waagerecht ein cooler Typ

Der Doppelpunkt zählt zu den sogenannten Satzmittezeichen – genau wie das Komma und das Semikolon. Seinen Ursprung hat das Satzzeichen in der griechischen Rhetorik: Der Doppelpunkt wurde ursprünglich, wie viele anderen Satzzeichen auch, als (Vor-)Lesehilfe verwendet. Er hatte die Aufgabe, rhythmische Einheiten von einem oder mehreren Wörtern durch kurze Atempausen zu trennen. In dramatischen Texten grenzte der Doppelpunkt neben dem Apostroph die Sprecher voneinander ab.

Von Nadezda Gerdemann

Ein ganz gewöhnliches Satzzeichen

In seiner geläufigen Funktion trifft man in deutschen Texten oft auf das Symbol: Meist fungiert es als verbindendes Zeichen und steht zwischen zwei Satzteilen, bei denen der eine Teil als Erklärung oder Fortsetzung des anderen dient (Sprechen kann er nicht. Er ist heiser.); in weiteren Fällen leitet er eine wörtliche Rede ein (Der Herr sagte: „Es wird heute regnen.“) oder steht vor einer Aufzählung (Es gab viel Obst auf dem Tisch: Äpfel, Birnen, Bananen…) oder Zusammenfassung (Äpfel, Birnen, Bananen: Mag ich alles nicht.).

Die ewige Frage: groß oder klein?

Auch wenn ein Doppelpunkt eigentlich eine verbindende Funktion hat, spaltet er Meinungen: Denn viele sind sich darüber nicht einig, ob nach einem Doppelpunkt groß oder klein weitergeschrieben wird. Dabei gibt es dazu eine eindeutige Regelung (wir leben ja schließlich in Deutschland): Folgt auf den Doppelpunkt ein vollständiger Satz, wird dieser immer großgeschrieben. Handelt es sich z. B. nur um eine Aufzählung oder eine Satzerweiterung, schreibt man klein weiter: so wie in diesem Fall.

Oder doch nicht ganz so gewöhnlich? Doppelpunkt in der Lautsprache

Der Doppelpunkt würde es aber nicht in unsere Satzzeichen-Reihe schaffen, wenn es nicht auch rund um dieses Symbol spannende Facts geben würde. Neben der geläufigen Verwendung treffen wir auf das Zeichen auch in eher ungewöhnlichen Situationen. Z. B. in der Lautsprache.

Die Lautsprache ist an sich eigentlich eine Schreibsprache, die zum Zweck hat, Laute zu beschreiben. Sie wird oft z. B. in Wörterbüchern eingesetzt, um den Sprache-Lernenden die Artikulation der fremden Begriffe erleichtern. Der Doppelpunkt gehört hier zu sog. IPA-Zeichen und wird nicht mehr „Doppelpunkt“, sondern „Längenzeichen“ genannt: Steht dieser hinter einem Laut, wird der Laut lang ausgesprochen. Hier ein Beispiel: Naht [na:t(ʰ)].

Doppelpunkt als Trema: diakritische Zeichen in der Schriftsprache

Viele Fremdwörter in der Überschrift – dabei treffen wir jeden Tag sehr, wirklich sehr häufig auf diese Art der Zeichen. Eine weitere Verwendung des Doppelpunktes finden wir, wenn wir uns die deutschen Umlaute anschauen: wie beim Wort „Mädchen“. Der [ɛː]-Laut (hier haben wir übrigens ein weiteres Beispiel aus der Lautsprache) wird durch einen horizontalen Doppelpunkt gekennzeichnet. In diesem Fall ist der Doppelpunkt ein „diakritisches“ Zeichen: Diese Symbole werden an den Buchstaben angebracht und verweisen auf eine abweichende Aussprache oder Betonung.

Bitte lächeln: Doppelpunkt als grafisches Mittel

Eine weitere Verwendung des Doppelpunkts haben wir bereits in einem anderen Blogbeitrag angerissen: Abgesehen von der geregelten Verwendung in der geschriebenen Sprache wird das Symbol auch als grafisches Mittel eingesetzt. Könnt ihr es euch denken? 😊

Richtig, es würde keine Smileys und Emoticons ohne einen Doppelpunkt geben, denn jedes Gesicht braucht Augen.

Satzzeichen – unabdingbar für die Sprache?

So klein und oft unbemerkt, aber so unglaublich wichtig ist unser Doppelpunkt – ob in geschriebener oder in Lautsprache, ob bei einem Smiley oder als Verbindungszeichen: Heute kann man sich kaum einen Text ohne das Symbol vorstellen. In Zeitung genauso wenig wie auf WhatsApp.