Texte mit Gefühl: emotionale Satzzeichen

Kaum eine WhatsApp-Nachricht endet heute mit einem Punkt oder einem Ausrufezeichen: Stets steht am Anfang, am Ende oder einfach mittendrin ein Bildchen, das uns Emotionen des Schreibenden vermittelt. Heute gibt es tausende davon für jeden Geschmack – von einem Einhorn (welche Emotion es wohl rüberbringen soll?) bis zu einem mit Eiszapfen bedeckten Gesicht. Doch tatsächlich verbergen sich ursprünglich auch hinter diesen Grinsegesichtern – Überraschung! – Satzzeichen, die in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet sind und somit ein lächelndes, zwinkerndes oder trauriges Gesicht ergeben. Früher musste man allerdings beim Lesen immer den Kopf nach links neigen …

Von Nadezda Gerdemann

Back to the roots

Sind die Smileys ein gänzlich neues Phänomen, das dank des Aufschwungs des Internets entstanden ist? Tatsächlich könnte man meinen, wir kehren zurück in das Zeitalter, als Menschen ihre Geschichten mithilfe von Bildern „aufschrieben“: In der Steinzeit kritzelten Menschen Bilder an die Wände der dunklen Höhlen. Vielleicht verschwindet unsere Schriftsprache bald ja und es wird auf der ganzen Welt in der universellen Emoji-Sprache kommuniziert? Schauen wir doch erstmal, woher diese Smileys überhaupt stammen.

Die traurige Geschichte hinter dem Smiley

Der „analoge“ Smiley wurde im Jahr 1963 geboren: Ein Werbegrafiker – Harvey Ball – wurde damit beauftragt, einen Pin zu entwerfen, der bei Mitarbeitern einer Firma für gute Laune sorgt und ihre Arbeitsleistung steigert. Das Ergebnis: ein Kreis mit zwei Punkten und einem gebogenen Strich, das heute an jeder Ecke anzutreffen ist. Dem Erfinder war nach diesem Auftrag allerdings nicht nach Lachen zumute: Ganze 45 Dollar hat er für seinen Entwurf des Grinsegesichts bekommen. Da er kein Patent beantragt hat, konnte er für die weitere Verwendung seines Werks kein Geld verlangen.

Digitale Nachfolger der Smileys: Emoticons

Die Smileys, die aus einer Anordnung von Satzzeichen bestehen, werden Emoticons genannt: Diese bilden eben den „analogen“ Smiley nach. Da man früher über das Internet lediglich Texte verschicken konnte, ermöglichten die Emoticons ihren Nutzern, mittels Satzzeichen ihre Gefühle in Texten zum Ausdruck zu bringen. Zum ersten Mal wurde das elektronische Gesicht am 19. September 1982 verwendet von einem Studenten. Die humorvolle 🙂 oder ernst gemeinte 🙁 Zeichenkombination lieferte er mit einer Gebrauchsanweisung: „Bitte seitwärts lesen.“ Im Jahr 1990 dienten die Zeichen in der „New York Times“ als „Joke markers“ – also Markierungen eines Witzes. Und 2001 wurden die Emoticons sogar ins „Oxford English Dictionary“ aufgenommen.

Heute gibt es sehr viele Variationen der Emoticons, die für unterschiedlichste Gesichtsausdrücke und Emotionen stehen: Sie alle hier aufzuzählen würde zu lange dauern – hier finden aber alle Interessierten eine Übersicht 😉

Smileys sind allgegenwärtig, aber nicht überall willkommen

Aber keine Bange, die Schriftsprache verschwindet nicht. Auch wenn die Smileys und Emoticons aus unserer täglichen Online-Unterhaltung nicht mehr wegzudenken sind, gibt es nach wie vor Situationen und Lebensbereiche, in denen ein Grinsegesicht ein No-Go ist: z. B. in der Geschäftskorrespondenz.