Auf den Punkt kommen: wie ein Satzzeichen die Weltherrschaft übernahm

Schüler lernen ihn als erstes Satzzeichen: den Punkt. Der kleine Kerl ist uns so vertraut, dass wir ihn kaum bewusst wahrnehmen – anders als das Komma, das vielen so großes Kopfzerbrechen bereitet. Doch woher kommt der Punkt? Wer hat ihn erfunden? Und wo treibt er sich heute überall herum?

Der springende Punkt

Die Bezeichnung „Punkt“ kommt vom lateinischen Wort „punctum“, was „Stich“ bedeutet. Das deutet auf die ursprüngliche Verwendung des Symbols hin: Schon in der altgriechischen Schreibsprache wurde der Punkt verwendet, allerdings hatte er damals eine etwas andere Bedeutung. Der Punkt markierte Stellen, an denen eine Atempause eingelegt werden sollte. Davon gab es drei Arten: Ein Punkt unten auf der Zeile deutete eine kurze Pause an; ein Punkt in der Mitte stand für eine längere Pause und ein obenstehender Punkt markierte das Ende eines Satzes.

… was uns zum nächsten Punkt führt: von Rechtschreibung bis Mathe

Nicht nur Sätze, sondern auch Zahlen werden durch einen Punkt gegliedert: In Deutschland und Österreich verbessert man die Lesbarkeit großer Zahlen mittels dieser Satzzeichen (1.000.000). In der Schweiz ist ein Punkt üblich bei Angabe von Preisen (3.50 CHF) und in englischsprachigen Ländern dient er als Dezimalzeichen (1.5%). Auch in fachspezifischen Fällen kommt man ohne Gliederung durch einen Punkt nicht weiter – wenn man z. B. die Internetseite von www.zeilensprung.info aufrufen möchte.

Bis zu einem gewissen Punkt: Gehört das Symbol in jeden Satz?

Doch nicht immer ist ein Punkt da – auch wenn er nach unserer Sprachlogik hingehört. Das Auslassen des Punktes ist sogar gesetzlich geregelt, z. B.

  • nach An- und Überschriften
  • nach Zeitungs-, Buch-, und Aufsatztiteln
  • in Briefköpfen
  • nach Unterschriften
  • in einem zitierten Satz, wenn es sich dabei nicht um das Ende des Gesamtsatzes handelt
  • nach Datumsangaben

Ein Punkt ist doch nur ein Punkt – oder?

Tatsächlich ist in einigen Sprachen ein Punkt nicht gleich ein Punkt. Beginnend mit der Form: In den meisten elektronischen Schriften ist die Form eines Punktes nämlich gar nicht rund, sondern quadratisch. Kreisförmige Punkte sind mehrheitlich in handschriftlichen Aufzeichnungen und in Kursivschriften verwendet.

In anderen Sprachen sieht der Punkt auch anders aus: In China und Japan wird z. B. ein kleiner, nicht ausgefüllter Kreis anstelle eines Punktes verwendet. Aber in dieser simplen Aussage steckt eine spannende Notiz: Offenbar hat es der Punkt um die gesamte Welt geschafft!

Allgegenwärtiger Bestandteil – auch in der gesprochenen Sprache

Um auf den Punkt zu kommen: Ohne diesen kleinen Helfer kann man sich die heutige Schreibsprache gar nicht vorstellen. Als Satzzeichen beendet ein Punkt einen Aussagesatz oder bildet mit zwei Punkten mehr die sog. Auslassungspunkte, die z. B. für weggelassene Wörter stehen. Die zweithäufigste Verwendung findet unser Punkt als Abkürzungszeichen wie in z. B. zum Beispiel. Auch als Kennzeichen für Ordnungszahlen ist er geläufig – im Falle vom Montag, den 16. Januar.

Nicht umsonst gibt es auch zahlreiche Redewendungen, die die große Bedeutung des Punktes aufgreifen. Und jetzt machen wir einen Punkt – bevor es mit weiteren Satzzeichen weitergeht.