Vom Satzteil zum Satzzeichen: die Degradierung des Kommas

Keiner mag es. Dabei wären wir ohne es aufgeschmissen. Und dabei ist es heute nur noch ein Schatten seiner selbst: verstümmelt in Physiognomie und inhaltlicher Bedeutung. Als das Wort „Komma“ in Griechenland entstand, bezeichnete es noch einen gesamten Satzteil – analog zum „Kolon“ für Satz. Erst zu Beginn der Neuzeit wurde mit dem Wort „Komma“ nur noch das eigentliche Satzzeichen benannt.

Die Entstehung des Kommas als Satzzeichen bzw. die Einführung des Symbols verdanken wir dabei William Caxton, dem ersten Buchdrucker in England. Dieser benutzte in seinen Drucken eine Virgel, also einen Schrägstrich, um Wortgruppen abzutrennen: Daraus entwickele sich später das heute bekannte Komma-Symbol. Daher die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Komma“ – der Schnitt.

Ein Komma, das über Leben und Tod entscheidet

Die wohl berühmteste Anekdote, die von einem Komma handelt, spielt vor langer Zeit, als es noch Könige gab. Ein Bösewicht soll für sein Vergehen bestraft werden: Es wird ein Bote zum König geschickt – der König soll über die Bestrafung entscheiden. Doch als der Bote zurückkommt und die Nachricht des Königs überbringt, herrscht Verwirrung am Hof. In der Nachricht steht nämlich: „Ich komme nicht köpfen.“ Hieß es nun „Ich komme nicht, köpfen“? Oder soll der Kopf auf den Schultern des Bösewichts bleiben, bis der König zur Hinrichtung erscheint: „Ich komme, nicht köpfen.“ An diesem Beispiel merkt man: Ein Komma kann über Leben und Tod entscheiden.

Komma und Kannibalismus

Nicht nur Bösewichte, sondern auch unschuldige Familienmitglieder können „dank“ eines Kommas in Mitleidenschaft gezogen werden. Lädt man die Großmutter z. B. über WhatsApp mit der Nachricht „Wir essen jetzt Oma“ zum Abendessen ein, wird sie wahrscheinlich lieber zu Hause bleiben.

Weniger tödlich, aber nicht weniger verwirrend, ist das Beispiel eines Trennungsgrunds: „Er will sie nicht“ oder „Er will, sie nicht“. Wer ist nun für das Scheitern der Beziehung verantwortlich?

Kommaregeln: Wen stört‘s, wenn man sie bricht?

Für die deutsche Sprache gibt es mehr als 300 Interpunktionsregeln. Davon sind 176 Regeln allein für die Kommasetzung: Das ist sogar Weltrekord. Auch in englischsprachigen Ländern mangelt es nicht an Kommaregeln: Da gibt es z. B. das sogenannte „Oxford Comma“, das in Auflistungen von drei und mehr Begriffen vor der Konjunktion (z. B. „und“ bzw. „oder“) steht.

Eine witzige Geschichte betreffend das besagte Komma ereignete sich an einer der amerikanischen Schulen, als ein Lehrer versucht hat, der Klasse die Kommaregeln zu erklären. Den Schülern wurde eine Illustration von Josef Stalin, John F. Kennedy und zwei Stripperinnen gezeigt. Der untenstehende Satz lautete „Wir haben die Stripperinnen JFK und Stalin eingeladen“: Dieser sollte den Unterschied veranschaulichen, den das Oxford Comma ausmacht. Der Satz ohne das Oxford Comma würde nämlich JFK und Stalin selbst als Stripperinnen identifizieren. Das Beispiel ist mehr als einprägsam: Doch waren die Eltern der Schüler davon komischerweise nicht besonders begeistert…

Keine Regel parat? Auf zum Duden!

Es macht also durchaus Sinn, sich die Kommaregeln einzuprägen: Denn setzt man ein Komma falsch, können peinliche Situationen entstehen. Aber keine Bange, nicht mal wir bei Zeilensprung können alle 176 Komma-Regeln auswendig und greifen hin und wieder auf den Duden zurück.

Preisfrage: Wie lautet der Plural (die Mehrzahl) zu Komma?