Interro… was? Ein Satzzeichen aus der Neuzeit

Haben Sie andere Artikel aus unserer „Satzzeichen-Reihe“ gelesen, wissen Sie, dass die meisten Satzzeichen, z. B. das Semikolon oder das Komma, bereits in der Antike entstanden sind. Es gibt allerdings ein Satzzeichen, das sehr viel später erfunden wurde, nämlich im 20. Jahrhundert: das Interrobang – ‽ Von diesem Satzzeichen haben wahrscheinlich die wenigsten gehört: Kein Wunder, denn das Symbol wird in der deutschen Schriftsprache gar nicht mehr verwendet. Das Zeichen vereint ein Ausrufe- und ein Fragezeichen und dient dazu, eine Frage mit Nachdruck zu stellen.

Von Nadezda Gerdemann

Ein Satzzeichen mit künstlerischem Ursprung

Erfunden wurde das Symbol von dem US-Werbegrafiker Martin K. Speckter: Er war auf der Suche nach einem Satzzeichen, das eine überrascht gestellte Frage abschließt und die Aufmerksamkeit auf sich zieht – das ‽ wurde erfunden.

Das Satzzeichen sorgte direkt für landesweite Berichterstattung: Im eigenen Magazin des Erfinders zum ersten Mal erschienen, stieß es auf viel Aufmerksamkeit. Erst sollte ein Name gefunden werden: Wie es sich in einer demokratischen Gesellschaft gehört, konnten die Leser des Magazins ihre Vorschläge einsenden. So entstand das „Interrobang“ – ein Kofferwort, bestehend aus „interrogatio“, einem italienischen Wort für „Frage“, und „Bang“, einer umgangssprachlichen Bezeichnung für das Ausrufezeichen.

Untergang des Satzzeichens

Die Aufnahme des Zeichens in eine Bleisatzschrift sorgte für erneute Berichterstattung: Diese hatte aber von lobend und begeistert bis kritisch und ablehnend alle Facetten. Gleichzeitig waren es auch die Schreibmaschinen, die dafür sorgten, dass unser Interrobang nach und nach in Vergessenheit geriet: Die Setzmaschinen hatten keinen Platz fürdas Satzzeichen über. Auch später, als der Bleisatz durch Fotosatz abgelöst wurde, wurde das Symbol nicht in den Standardzeichensatz der Fotosatz-Geräte integriert.

 

Wird das Interrobang unterschätzt?

Leider wird sich über das junge Satzzeichen oft lustig gemacht: Wie in diesem Artikel von Postillon, zum Beispiel, in dem u. a. von einem „Brüllzeichen“ die Rede ist. Die vielen Ausrufe- und Fragezeichen würden den wertvollen Webspace verschwenden, heißt es dort. Dabei wird die Bedeutung des Interrobangs unterschätzt: Es erlaubt nämlich eine Frage mit Nachdruck und mit einem Hauch von Überraschung zu stellen, ohne direkt „loszuschreien“, wie es beim Verwenden eines Ausrufezeichens oft der Fall ist.

Top oder Flop? Die Zukunft des Satzzeichens

Vielleicht verhält es sich bei diesem Satzzeichen aber genauso wie bei denen aus dem Mittelalter: Auch auf sie traf man erst mit Skepsis. Und doch sind sowohl Ausrufezeichen als auch Klammern heute im täglichen Gebrauch.

Was halten Sie vom Interrobang? Hat es eine Zukunft?