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GABSOSAHEINTEXTIMMITTELALTERAUSBis irgendwann Groß- und Kleinbuchstaben und später auch Satzzeichen in Gebrauch kamen. An diesem Beispiel merkt man schnell: Satzzeichen erleichtern uns das Lesen, sorgen für Strukturierung eines Textes und den entsprechenden Sprech- sowie den Atemrhythmus.

Erster Schritt: Entstehung der Schrift

Die erste Schriftlichkeit überhaupt wird auf 3.500 v. Chr. datiert: Damals wurden die Texte in Stein gemeißelt. Die Schreibweise ohne jegliche Leer- und Satzzeichen nannte sich Scriptio continua. Mit der Zeit entwickelten sich nicht nur die Rechtschreibung und die Zeichensetzung, sondern auch die Vorlagen, auf denen die Buchstaben gemeißelt, geritzt und geschrieben wurden. Neben Stein wurden Holz und Wachstafeln, Palmblätter und Seide, Leder, Papyrus, Pergament und schließlich das uns heute bekannte Papier als Schreibunterlage verwendet.

Zweiter Schritt: Die ersten Trennzeichen

Da früher nicht jeder lesen konnte, wurden die Texte meist zum Vorlesen geschrieben. So hatten die Satzzeichen eine rhetorische Funktion: Es handelte sich dabei um Vorlesezeichen, die den Sprechrhythmus und die Betonung bestimmten. Zum ersten Mal wurden die Satzzeichen im 9. Jahrhundert v. Chr. gesichtet: In einer alten Urkunde, der Mescha-Stele, wurden die Wörter durch Punkte und die Sinnabschnitte durch waagerechte Striche getrennt. Diese Zeichen findet man sogar noch heute: Die modernen Textverarbeitungsprogramme nutzen den Punkt auf der halben Höhe zwischen zwei Wörtern als Symbol für einen Leerschritt im späteren Druckdokument.

Die Geschichte der Zeichensetzung verlief nicht überall gleich: Vielschichtigkeit und regionale Unterschiede prägten die Entwicklung, die sich über Jahrtausende vollzog. Je nach Region und Sprache unterschieden sich die Benennung und die Verwendung der Satzzeichen zur Abgrenzung der Satzteile. Bis heute dauert der Entwicklungsprozess fort: Erst 2011 gab es die letzte Rechtschreibreform, die für die Änderung einiger Regeln sorgte.

Dritter Schritt: Vom Vorlesen zum lautlosen Lesen

Die Zeichensetzung ist für den Wandel des Lesens verantwortlich: Wurden Bücher vor 1200 Jahren noch laut vorgelesen, eröffnete sich im Mittelalter durch die Satzzeichen die Möglichkeit des lautlosen Lesens. Damals kannte man allerdings lediglich den Punkt, das Komma, das Kolon, das Semikolon sowie das Fragezeichen: Das systematische Anwenden und weitere Zeichen kamen mit der technischen Revolution – dem Buchdruck.

Vierter Schritt: Zeichensetzung muss geregelt sein!

Ein System für die Zeichensetzung kam allerdings erst später: Da im Mittelalter alle Bücher einzeln per Hand abgeschrieben werden mussten, wurden die Zeichen „nach Lust und Laune“ verwendet. Die heutige Interpunktion geht auf Aldus Manutius d. Ä. und seinen Enkel Aldus Manutius d. J. zurück, zwei venezianische Buchdrucker,  die die Satzzeichen erstmals in den Veröffentlichungen ihrer Druckerei systematisch verwendet haben. Die Regeln wurden im 17. Jahrhundert festgelegt und im 19. Jahrhundert von Konrad Duden nochmals konkretisiert und verfeinert: Bis dahin haben sich auch weitere Satzzeichen entwickelt, wie Klammern oder Ausrufezeichen.

Ein Teil der amtlichen deutschen Rechtschreibung wurden die Satzzeichen aber tatsächlich erst am 1. August 2006: Diese findet man nun als festen Bestandteil des Buches „Deutsche Rechtschreibung. Regeln und Wörterverzeichnis. Amtliche Regelung“ im Kapitel E. Es beinhaltet Regelungen zur Form und Anwendung der Symbole sowie kurze Erklärungen zu den Regeln.

Die kleinen Helfer für Alltag und Bildung

So schwierig und lästig Satzzeichen manchem auch sein mögen: Ohne ihre Entwicklung wäre das schnelle Lesen und somit die Bildung, die nun für alle zugänglich ist, einfach unmöglich. Bevor man die lästigen Kommata also verteufelt, sollte man sich die Geschichte ins Gedächtnis rufen. DENNNUNMUSSMANSOLCHETEXTENICHTMEHRLESEN