Wie sich unsere Sprache verändert – vom Mobiltelefon zum Handy

Die Sprache verändert sich ständig: Dazu gehören aber nicht nur die Anglizismen und die Bildung neuer Wörter – man denke da an das schöne „Entfreunden“, das sich während der Etablierung von Social Media eingebürgert hat – sondern vor allem die veränderte Bedeutung alter Wörter.

Von Nadezda Gerdemann

Von Weibern und der Unterwäsche

Hört man heute das Wort „Schlüpfer“, denkt man nicht an eine einfache neutrale Unterhose – eher an einen unförmigen Oma-Schlüpfer. Denn heute gibt es den „Slip“, der trendy ist. Das Phänomen nennt sich Pejoration: Die neutrale Bedeutung des Wortes schlägt in eine negative um. Genauso verhält es sich auch mit dem „Weib“ oder auch dem „Fräulein“: Früher neutrale Begriffe werden negativ besetzt.

Ich hab‘ Rücken!

Ein weiteres Stichwort – „Kurzdeutsch“: Das Phänomen wurde sogar wissenschaftlich untersucht.  Rasante Alltagskommunikation, Verwendung von Social Media und verschiedenen Messengern: Heute muss es halt schnell gehen. Denn im Grunde möchte keiner drei Stunden beim Schreiben einer Nachricht verbringen. Von den Messenger-Diensten wandert der Sprachstil in die gesprochene Sprache – und schon wundert sich keiner, wenn ich mal „Klo gehe“ oder „Training muss“.

 

Englisch, das kein Engländer versteht

Und dann gäbe es da noch das „Denglisch“, auch „Englisch made in Germany“ genannt – nicht mit Anglizismen zu verwechseln! Nehmen wir das Handy. Wer in einem englischen Wörterbuch danach sucht, wird nicht fündig: Das Handy ist tatsächlich ein deutsches Wort. Auch Wörter wie „Mailbox“ – im Englischen ein Briefkasten und keineswegs der Anrufbeantworter – oder auch ein „Shooting“ mit seiner originalen Bedeutung „schießen“ werden im Deutschen oft und gerne verwendet.

Dank neuer Entwicklungen sind aber auch noch weitere spannende Wörter in unseren Sprachgebrauch gekommen: Heute kann man verschiedene Infos googeln, das Tindern hilft bei der Suche nach einem Partner und abends entspannt man sich beim Netflixen.

Auf die Zielgruppe kommt das an

In der Werbung findet sowohl Hochdeutsch als auch Kurzdeutsch oder Denglisch Gebrauch. Welche Sprache dabei die richtige ist, hängt davon ab, an wen sich die Werbung richtet. Der Reichtum an Sprachvariationen hat definitiv seine Vorteile: Jede Zielgruppe kann nun viel persönlicher und effektiver angesprochen werden. Spricht man die Sprache der Jugendlichen – Kurzdeutsch in diesem Fall – gehört man automatisch dazu. Das gleiche gilt für den Computer- oder Gaming-Slang oder auch die vornehme hochdeutsche Sprache. Der Tipp an alle Werbetexter: Nutzt diese Vielfalt!

Deutsche Sprache verkümmert? Keineswegs!

Auch wenn man von allen Seiten hört, dass die deutsche Sprache verkümmert, ist es nicht der Fall. Die Sprache verändert sich und entwickelt sich weiter: Das ist ein langanhaltender Prozess, der eine Sprache stets begleitet. Alte Wörter geraten in Vergessenheit, neue Wörter werden geschaffen, Bedeutungen verändern sich. Die Kunst dabei ist, die Sprache richtig zu beherrschen, indem man Hochdeutsch nicht vernachlässigt, gleichzeitig aber für neue Entwicklungen offenbleibt. Das klappt mit einem einfachen Trick: dem Lesen. Egal, ob Goethe, Fachbücher oder Blogs: Lesen bildet, bereichert den Wortschatz und hilft einem, mit der Sprache geschickt umzugehen.