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Verben machen Texte lebendig

Das Verb ist das satztragende Element. Nur allzu oft jedoch neigen wir dazu, ein wirkungsstarkes Verb zu ersetzen zugunsten einer Substantivierung kombiniert mit einem schlaffen Verb.

Von einer Substantivierung spricht man, wenn z. B. aus einem Verb ein Substantiv wird. Meist geschieht das durch Anhängen eines -ung.

schaffen + ung = Schaffung

Es gibt aber auch andere Wege, z. B.:

laufen = das Laufen
vorlegen, vorlag = Vorlage

Unverständliche -ung-Wort-Konstruktionen

Häufen sich Substantivierungen, klingt der Text nicht nur gestelzt, sondern wird auch unverständlich. Ein Beispiel gefällig?

Der Vorsitzende des Gemeindeamtes Halldorf, Dr. Peter Müller, hat bei der Erörterung des Haushaltsplans seines Teams klar zum mittlerweile durch ein Einlenken der Gegner im Gemeinderat geklärten örtlichen Müllabfuhrstreit über die Gebührenerhöhung des Gelbe-Säcke-Abholservices auf der Grundlage der Zusammensetzung der Müllgebühren in der Gemeinde Stellung genommen.

Versuchen Sie mal

  • statt Erörterung erörtern zu schreiben,
  • statt Einlenken einlenken,
  • statt Gebührenerhöhung Gebühren erhöhen,
  • statt Zusammensetzung zusammensetzen,
  • und statt Stellung nehmen lieber kommentieren, beurteilen oder äußern

und stricken Sie den Satz neu. Sie werden sehen: Er lässt sich dann viel leichter verstehen und ist kaum länger, z. B.

Das Gemeindeamt Halldorf hat seinen Haushaltsplan erörtert. Der Vorsitzende des Gemeindeamtes Halldorf, Dr. Peter Müller, äußerte sich dabei klar zum örtlichen Müllabfuhrstreit. In diesem ging es darum, dass die Gebühren erhöht werden sollen für den Abholservice der Gelben Säcke. Die Erhöhung erschließe sich daraus, wie die Müllgebühren sich zusammensetzten. Mittlerweile wurde der Streit geklärt, weil die Gegner im Gemeinderat einlenkten.

Mein Tipp: Hüten Sie sich vor -ung-Wörtern! Und: Wählen Sie die richtigen Verben:

Lebendige Verben

Stellen Sie sich doch mal bildlich jemanden vor, der sich befindet oder weilt; oder stellen Sie sich etwas vor, das vorliegt, gehört, vorherrscht, das es gibt, das sich beläuft auf, bei dem es sich handelt um, das aufweist, beinhaltet oder erfolgt.

Und? Stellen sich spannende Bilder ein? Wahrscheinlich nicht.

Stellen Sie sich jetzt jemanden vor, der prustet, hetzt, jodelt, schleicht, kratzt, trippelt, oder etwas, das raucht, rollt, strahlt, rast. Klappt schon eher? Liegt an den Verben: Es gibt tierisch langweilige – wie die im ersten Beispiel; es gibt spannende, die Bilder erzeugen. Und weil sie Bilder erzeugen, prägen sie sich besser ein, sind leichter verständlich und schöner zu lesen. Daher mein Tipp:

Nutzen Sie lebendige Verben!

Schreiben Sie nicht: „Bei meiner Arbeit handelt es sich um eine Hilfe für Leute, bei denen ein Schreibproblem vorliegt“, sondern: „Durch meine Arbeit helfe ich Menschen, die Worte nur mit Mühe malen und ständig vor Anstrengung ihre Bleistiftenden abkauen“.

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