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Frische Wendungen statt muffiger Floskeln

Nachdem sie das Tanzbein geschwungen hatten, wurde für das leibliche Wohl gesorgt. Auf dem Plan stand außerdem, die Trinkfestigkeit unter Beweis zu stellen – und so begaben sie sich auf die Spuren der alten Germanen gemäß dem Motto: Ein Glas mehr kann nicht schaden. So tankten sie neue Energie und das Fest wurde ein voller Erfolg …

Ich hoffe, Sie betrachten es als Zeitverschwendung, diesen Text gelesen zu haben: Er setzt sich zusammen aus lauter Floskeln, Allgemeinplätzen, zu oft gelesenen Formulierungen – langweilig. Wir lesen, um etwas Neues zu erfahren, kleidet man dies in alte Worte, lässt der Leser unseren Text stehen.

Verwenden Sie frische Formulierungen

Sagen sie, wie es ist, statt zu umschreiben! Dann klingt obiger Text z. B. so:

Nach dem Tanz gab es Eisbein mit Sauerkraut und auch das Bier floss schnell von den Krügen in die Mägen – so ahmten sie das Trinkverhalten der alten Germanen nach, die sehr gern über den Durst soffen. Das verlieh ihrem Gemüt Feuer und dem Fest Schwung.

Inhaltlich ist der Text zwar immer noch Quatsch, weil frei erfunden, aber sprachlich doch wesentlich spannender – oder?

Buchtipp: Unkonventionell schreiben

Dieser Liebesroman verzichtet auf Melodramatik, Theatralik und überzogene Symbole: Was in anderen Romanen oft als Bedeutungsträger dient, wird hier nüchtern betrachtet. Überladene Szenen, tragikschwangere Dialoge ersetzt die Autorin durch den Alltag, der so banal und besonders ist, wie er ist. Die Protagonistin schwelgt nicht in seitenlangen inneren Selbstbetrachtungen, sondern ist so ehrlich und selbstanalytisch, wie ihre Situation es zulässt. In knappen Worten gelingen Milieubeschreibungen, für deren Bildhaftigkeit andere Autoren ganze Kapitel benötigen. Die Liebe in diesem Roman ist wie ein tanzendes Glühwürmchen, nicht die alles verschlingende Supernova.

Leseprobe: Anna Stothard: Pink Hotel. Zürich:Diogenes 2012.

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