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Konkrete Sprache für mehr Effizienz im Unternehmen I

Hilfsverben helfen uns, verschiedene Zeiten oder Modi zu bilden und mit unserer Sprache einen weiteren Raum zu beschreiben als das Hier und Jetzt: Nicht nur das Gestern und Morgen ist sprachlich möglich, sondern auch das Eventuelle oder Unwahrscheinliche.

  • müssen
  • können
  • sollen
  • dürfen
  • werden/würden
  • haben/sein

Oft begegnen mir jedoch Hilfsverben an der falschen Stelle: Hier helfen Sie dem Unternehmen nicht, wie es eigentlich Aufgabe von Werbetexten ist, hier schwächen Sie das Unternehmen und seine Verkaufsbotschaft.

Hilfsverben schwächen!

Drücken Sie lediglich einen Wunsch oder die Möglichkeit aus, kann das schwach und wenig überzeugend wirken:

  • „Das Seminar will Wissen vermitteln und Ihre Kompetenz erweitern.“
  • „Wir würden uns freuen, wenn wir das Training für Sie durchführen könnten und verbleiben mit freundlichen Grüßen“

Die Wirkung: Hier glaubt jemand nicht an seine Kompetenz, seinen Wert! Schreiben Sie also selbstbewusst:

  • „Das Seminar vermittelt Wissen und erweitert Ihre Kompetenz.“
  • „Wir freuen uns auf das Training mit Ihnen!
    Freundliche Grüße“

Die Wirkung: Hier steht jemand selbstbewusst hinter seinem Angebot!

Ein weiteres Beispiel, wie es nicht geht …

„Im Training soll gezielt die Einwandbehandlung und Umgang mit Widerstand bearbeitet werden. Dementsprechend würden wir im Training Hintergründe zum Verhalten von Menschen erörtern und speziell Einwandbehandlung mit allen Teilnehmern üben wollen. Um im Training tatsächlich Lernen zu ermöglichen, möchten wir das Training mit zwei Trainern durchführen.“

Die Wirkung: Hier scheint jemand selbst nicht so genau zu wissen, wie das geht, was er mit anbietet. Besser wirkt es so:

„Im Training bearbeiten wir gezielt die Einwandbehandlung und Umgang mit Widerstand. Dementsprechend erörtern wir im Training Hintergründe zum Verhalten von Menschen und üben speziell Einwandbehandlung mit allen Teilnehmern. Um im Training tatsächlich Lernen zu ermöglichen, führen wir das Training mit zwei Trainern durch.“

Die Wirkung: Hier weiß jemand, wo es langgeht – ein starker Partner!

Hilfsverben helfen nicht immer!

Hilfsverben stören – etwa wenn Sie Zwang und Norm ausdrücken:

  • „Visualisierungen sollen den Blick des Betrachters auf das Wesentliche lenken. Visualisierungen sollen so konkret wie möglich sein. Je lebendiger und lebensnaher eine Visualisierung ist, desto besser ist die Wirkung. UND: Visualisierungen müssen geübt werden.“
  • „Der Schritt zur Führungskraft bringt für Sie viel Neues mit sich. Plötzlich sollen Sie neben Ihrer fachlichen Tätigkeit Mitarbeiter individuell führen und die Erreichung der Ziele sicherstellen. Sie sollen Projekte auf den Weg bringen, Aufgaben verantwortungsvoll delegieren, Erfolge kommunizieren und Misserfolge vertreten.“

Die Wirkung: Allein durch die Wortwahl empfindet der Leser Druck – Druck erzeugt Widerstand. Formulieren Sie lieber Tatsachen, Wünsche oder Ermutigungen:

  • „Gute Visualisierungen den Blick des Betrachters auf das Wesentliche. Sie sind so konkret wie möglich. Je lebendiger und lebensnaher eine Visualisierung ist, desto besser wirkt sie. Mit etwas Übung gelingt Ihnen dies bald!“
  • „Der Schritt zur Führungskraft bringt für Sie viel Neues mit sich: Sie wollen neben Ihrer fachlichen Tätigkeit Mitarbeiter individuell führen und die Erreichung der Ziele sicherstellen. Sie wollen Projekte auf den Weg bringen, Aufgaben verantwortungsvoll delegieren, Erfolge kommunizieren und Misserfolge vertreten.“

Die Wirkung: Der Text macht Lust, denn er handelt vom Wollen des Lesers.

Hilfsverben verhindern zupackendes Handeln!

Texte im Passiv oder mit vielen Infinitiven sind oft nicht sinnvoll – zwei Beispiele aus Seminarbeschreibungen:

  • „Im geschützten Seminarrahmen wird Ihre persönliche und berufliche Wirkung beobachtet, besprochen und reflektiert. Daraus entsteht die Möglichkeit Verhaltensroutinen zu erkennen, neue Verhaltensweisen kennenzulernen und eine wirksame Orientierung für ihr Führungshandeln zu ermöglichen.“
  • „Sie werden die Fähigkeit entwickeln, sich in Konflikten souverän zu fühlen und konstruktiv zu agieren. Das setzt voraus, dass Sie die Bedürfnisse des/der Konfliktbeteiligten erkennen und verstehen können. Sie werden in die Lage versetzt, Konflikte zu erkennen und zu lösen und damit den Kontakt zu verbessern.“

Die Wirkung: Hier handelt niemand, der Text ist tot, das Lese-Interesse sinkt. Deswegen schreiben Sie lieber im Aktiv, benutzen Sie „wir“ und „Sie“ sowie Vollverben:

  • „Im geschützten Seminarrahmen beobachten wir Ihre persönliche und berufliche Wirkung, besprechen und reflektieren sie. Dadurch erkennen Sie Verhaltensroutinen, lernen neue Verhaltensweisen kennen und erhalten eine wirksame Orientierung für ihr Führungshandeln.“
  • „Durch das Seminar fühlen Sie sich in Konflikten souverän und agieren konstruktiv. Sie erkennen Konflikte, lösen sie und verbessern damit den Kontakt.“

Die Wirkung: Die Handelnden sind klar, die Handlung wirkt „real“, lebendig.

Hilfsverben demotivieren!

Ein Beispiel: Seminarbeschreibung im Futur

„Sie werden rhetorische Situationen trainieren und Ihren freien Auftritt vor Gruppen verbessern. Sie werden verschiedene Kommunikationswerkzeuge kennen lernen und anwenden und erhalten damit den Schlüssel zum Erfolg. Sie werden partnerschaftliche Verhandlungen führen und Konflikte offenlegen und lösen.“

Die Wirkung: Das Ziel ist weit entfernt – das wirkt demotivierend. Deswegen nutzen Sie bei Zielen lieber das Präsens:

„Sie trainieren rhetorische Situationen und verbessern Ihren freien Auftritt vor Gruppen. Sie lernen verschiedene Kommunikationswerkzeuge kennen, wenden sie an und erhalten damit den Schlüssel zum Erfolg. Sie führen partnerschaftliche Verhandlungen offen und lösen Konflikte.“

Die Wirkung: Das Ziel ist nahe – ich habe es quasi schon erreicht!

Selbstbewusstsein statt Destruktion!

Neben Hilfsverben gibt es noch weitere Formulierungen, die destruktiv wirken – etwa wenn sie den Blick auf Probleme richten:

  • „Selbstverständlich müssen die Maßnahmen in die Dienst- und Urlaubspläne aller Beteiligten eingepasst werden, damit die Teilnahme an den Workshops nicht durch negative Nebenwirkungen kontraproduktiv wirkt.“
  • „Hotelkosten und Spesen gehen zu Ihren Lasten.“

Die Wirkung: Viele Negativwörter verbreiten eine gedrückte Stimmung, alles erscheint schwierig. Mit Lösungsorientierung oder zumindest Neutralität in der Sprachwahl kommen Sie weiter:

  • „Die Maßnahmen passen wir in die Dienst- und Urlaubspläne aller Beteiligten ein, damit alle Teilnehmer Arbeit, Freizeit und Schulung gut miteinander vereinbaren können.“
  • „Die Hotelübernachtung(en) und Spesen tragen/übernehmen Sie. / Die Hotelübernachtung(en) und Spesen trägt/übernimmt der Auftraggeber.“

Die Wirkung: Eine positive Sprache beeinflusst auch das Fühlen und Handeln positiv.

Mein Tipp: Unterstreichen Sie einmal alle Hilfsverben in Ihren Werbetexten und entscheiden Sie dann, ob Sie nicht besser ohne sie auskämen.

Achtung: Angehörige der Heilberufe können manchmal nicht anders als auf Hilfsverben zurückzugreifen, da sie keine Heilungsversprechen geben dürfen. Hier darf es dann nicht heißen: „Die Salbe heilt Wunden“, sondern: „Die Salbe kann Wunden heilen.“

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