Kommentare 0

Kürzer geht’s besser

Je kürzer wir uns ausdrücken, desto weniger Zeit beanspruchen wir beim Leser: Er wird es uns danken. Außerdem werden Sie merken: Je stärker Sie sich um Kürze bemühen, desto stärker werden Sie auch auf Klarheit und Stringenz setzen müssen. Hier ein paar typische Beispiele, wie wir Sprache unnötig aufblähen:

Künstliche Verlängerung

Manche Wörter werden künstlich verlängert, ohne dabei mehr auszusagen:

  • Problemkreise = Probleme
  • abändern = ändern
  • Rückantwort = Antwort
  • Bedrohungssignal = Drohung
  • Schwerpunkträume = Schwerpunkte
  • nichtsdestotrotz > trotzdem
  • im weiteren Verlauf > weiterhin
  • in Gebrauch nehmen > gebrauchen

Der lange Weg zur Räum-lich-keit

Am schönsten ist das allseits vielgenutzte Wort „Räumlichkeiten“:

„Raum“ ist ein Subjekt – hängen wir ein „-lich“ an, ist es ein Adjektiv:
„räumlich“. Daran hängen wir ein „-keit“ und es wird wieder zum Subjekt:
„Räumlichkeit“. Die Bedeutung erweitert sich dabei null. Absurd, oder?

Zweifelhafte Existenzen

Auffällig ist unter diesen Wörtern die Gruppe, die ich „existenz-anzeigende Wörter“ nenne:

  • Glatteisbildung > Glatteis, das sich nicht gebildet hat, ist kein Glatteis, also schreiben wir doch gleich Glatteis.
  • Rauchentwicklung > Rauch muss sich nun mal entwickeln, sonst wäre er nicht da. Schreiben wir also lieber „dichter Rauch“ statt „starker Rauchentwicklung“.

Mit den folgenden Wörtern ist es dasselbe:

  • Aufgabenstellung
  • entstandene Kosten
  • vorhandene Zweifel
  • gebildete Gruppen (im Sinne von zusammenstellen)
  • existierende Mängel

Achten Sie darauf, Dinge nicht künstlich zur Existenz zu zwingen: Wenn sie da sind, sind sie da. Auch mit weniger Wörtern.

Wortungetüme töten oder zerstückeln

Aber was machen wir mit Wörtern wie Frustrationstoleranz, Befindlichkeitspegel, Randgruppensensibilität? Am besten erfinden wir sie gar nicht erst.

Müssen es lange Wörter sein, hilft der Bindestrich unkompliziert dem Leser – besonders wenn das zweite Wort mit einem Vokal beginnt:

  • Magnetresonanztomographie – Magnet-Resonanz-Tomographie
  • Leseintensität – Lese-Intensität
  • Fleischersatz – Fleisch-Ersatz
  • intrauterin – intra-uterin

In weniger Worten klarer zum Ziel

Manchmal blubbern wir ganz schön dahin und machen viele Worte um wenig Inhalt. Mündlich ist das okay weil spontan, aber schriftliche Texte kann man von solchen Wortlasten befreien:

Scheinaussagen verschwenden Wörter

Wenn ich die Möglichkeit bekomme, aufhören zu können, werde ich nie mehr rauchen.
Wenn ich die Möglichkeit bekomme aufzuhören, werde ich nie mehr rauchen.

Die Fähigkeit, sich gehen lassen zu können, war ihm angeboren.
Sich gehen lassen zu können, war ihm angeboren.
Die Fähigkeit, sich gehen zu lassen, war ihm angeboren.

Die kleine Chance, Tennisspielen lernen zu können, hatte er damit vertan.
Die kleine Chance, Tennisspielen zu lernen, hatte er damit vertan.

Ich brauche Hilfe, um den Tisch tragen zu können.
Ich brauche Hilfe, um den Tisch zu tragen.

Akademischer Überfluss

Vor folgenden Wörtern des akademischen Überflusses sollten Sie sich strikt hüten:

  • Im Bereich von/des …
  • Im Rahmen von …
  • Im Zusammenhang mit …
  • Im Modul des …
  • In der Sache des …
  • Im Falle des …
  • Im Felde des …
  • Auf der Ebene des …
  • Im Kontext des …
  • Im Zuge des …
  • Im Hinblick auf …

Sie sind Ausdruck der Faulheit, den Satz präzise zu formulieren, und verschleiern den Inhalt:

Im Bereich des Schulwesens gibt es neue pädagogische Konzepte.
Im Schulwesen/Für das Schulwesen (???) gibt es neue pädagogische Konzepte.

Die beiden Formulierungsmöglichkeiten bergen einen großen inhaltlichen Unterschied, der Satz oben gibt uns keinen Aufschluss darüber.

Schreibe eine Antwort