Langsam sprechen. Ruhig stehen. Es gibt viele Regeln, die in Rhetorik-Kursen vermittelt werden – und die Daniela Ben Said ignoriert. Oder bewusst ins Gegenteil verkehrt. Das kommt unerwartet. Vielleicht liegt es daran, dass ihr die meisten gern zuhören – z. B. auf dem Gründungstag des Kreises Steinfurt 2013 in Emsdetten.
Vielleicht liegt es aber auch an den Bildern, die sie mit Worten formt und die sich im Kopf festsetzen. Sie sagt z. B. nicht: Eck auch mal an! Sie sagt: Nur Nullen sind rund!
Sie spricht vom „Mixer im Kopf“, von „Wissensriesen“ und „Umsetzungszwergen“, wenn wir viel kennen und wenig können. Das ist bildreich. Das füllt das Kopfkino.
Alte Bilder sind wie Tapeten
Bilder allein aber reichen nicht – und hier sind wir wieder beim Unerwarteten: Bilder, die schon so oft benutzt wurden, dass kaum noch einer sich das Bild hinter den Worten ausmalt, sind schlechte Bilder. Nur das Neue sehen wir uns an, speichern es. Das Unerwartete, das Verblüffende.
Das ist Daniela Ben Saids Botschaft – und so spricht sie auch: unerwartet schnell, unerwartet unruhig und unerwartet frech. Und das macht ihre Authentizität aus: Ihre Sprache transportiert ihre Philosophie. Das kann Ihr Unternehmen auch! Entwickeln Sie mit mir gemeinsam Ihre Corporate Tonality!
Buchtipp: Sprache und Charakter

Quelle: rowohlt
Ja, man kann sich „Cloud Atlas“ auch als Film ansehen … Aber demnächst, im Urlaub, ist doch auch mal wieder Zeit für ein dickeres Lese-Exemplar als die Tageszeitung, oder?
Also, schlagen Sie den Wolkenatlas auf und lassen Sie sich fallen in verschiedene Welten verschiedener Zeiten von Vergangenheit bis Zukunft, deren Eigenarten sich immer auch in der Sprache spiegeln, die der Autor den verschiedenen Erzählern verleiht. Faszinierend – in Sprache und Inhalt!
Jetzt fehlt nur noch der nächste Urlaub, um die Sprach-Spezifika auch in Originalsprache zu lesen … Die deutsche Leseprobe finden Sie hier: David Mitchell: Der Wolkenatlas. Berlin: Rowohlt 2006.
Charakter in der Werbung?
Wer in seinem Werbeauftritt tatsächlich Lügen über sein Produkt verbreitet, wird schnell vom Markt verschwunden sein, echte Lügen kommen also kaum vor. Warum fällt es uns dennoch schwer, den Unternehmen ihre Werbung abzukaufen? Sind es diese Gründe:
- Wir wurden zu kritischem Denken erzogen.
- Zu viel schlechte Werbung verkündet marktschreierisch unglaubwürdige Versprechen.
- Wir haben die Wahl und können Qualität selbst vergleichen.
Oder ist es vielmehr dieser Grund: Werbung nutzt oft eine Sprache, die wir schon gewohnt sind, aber trotzdem albern finden.
Stopp! Kein Werbe-Slang!
Tatsächlich glauben viele Werbetreibenden, ihre Werbung müsse nach Werbe-„Slang“ klingen, um Werbung zu sein. Als sei Werbung eine Fachsprache. Ist sie aber nicht – oder sollte sie nicht sein. Werbung ist letztlich Kommunikation – und dazu gehören zwei: Das Werbemedium und wir. Und wenn die Werbung uns erreichen will, sollte sie so sprechen wie wir.
Wie würden Sie Ihrer Freundin oder Ihrem Kumpel ein Auto, das Sie begeistert, empfehlen? So: „Unendliche Schönheit, unendliche Faszination – von der athletischen Seitenlinie bis zu seinem muskulösen Heck strahlt es pures Selbstbewusstsein aus“?
Um Vertrauen werben
Das Marktforschungs-Unternehmen GfK veröffentlichte 2010 eine Studie: Nur 33 Prozent der Deutschen vertrauen Werbefachleuten. Damit rangieren diese knapp hinter Marketingfachleuten und Journalisten, allerdings noch vor Managern und Politikern. Alle Meinungsführer – oder die, die es sein möchten – kommen bei der Umfrage schlecht weg. Warum?
Meine Antwort lautet: Authentizität. Der Duden übersetzt das mit Echtheit, Glaubwürdigkeit. Aber soll man jemandem glauben, der sagt: „Das Unternehmen baut aus Konjunkturgründen 200 Arbeitsplätze ab“ statt „Der Personalleiter des Unternehmens feuert 200 Menschen, weil die Firma keine Aufträge mehr bekommt“? Oder: „Meister Sauber – der Badreiniger für die Hausfrau von heute“ statt „Baden Sie lieber in der Wanne, statt sie zu schrubben“.
Klingen Sie vertrauenswürdig!
Wir vertrauen dem, der vertraut klingt – und das setzt voraus, dass er unsere Alltagssprache spricht. Sonst überträgt sich das Misstrauen gegen Artikel, Reden und Plakate ganz schnell auf die Menschen, die sie machen – und das wollen weder Politiker noch Medien noch Unternehmen.
Zeigen Sie Charakter – auch in Ihrer Sprache!