Kommentare 0

Peinlich statt einzigartig: Recruiting-Videos

Der Fachkräftemangel und der dringende Bedarf an qualifiziertem Nachwuchs sowie die Möglichkeiten der neuen Medien treiben immer mehr Unternehmen dazu, Recruiting-Videos online zu stellen.

Aufgesetzte Sprache statt Authentizität

Prinzipielle eine gute Idee – leider oft katastrophal umgesetzt. Wenn bodenständige, traditionelle Unternehmen versuchen, (gerade junge) Bewerber über neue Medien anzusprechen, wirkt das manchmal so, als wenn Omi plötzlich redet wie ihre Enkel mit den Kumpels: albern.

Einige der peinlichsten Ergebnisse listete 2012 spiegel.de – die meisten Recruiting-Videos sind jedoch nicht mehr verfügbar. Gut für die Unternehmen dahinter, möchte man sagen.

Richtige Tonalität finden durch Unternehmens-Analyse

Warum fällt es Unternehmen so schwer, die richtige Tonalität für ihr Recruiting-Video zu finden? Einerseits liegt es sicherlich daran, dass die Verantwortlichen sich mit den neuen Medien oft nicht besonders gut auskennen. Viel gravierender ist jedoch, wenn Unternehmen sich nicht damit beschäftigen, was sie und die Arbeit bei ihnen eigentlich attraktiv macht.

Woran merken Sie das bei den Recruiting-Videos? Alle sagen das Gleiche über das jeweilige Unternehmen, oft variiert noch nicht einmal die Wortwahl. Schaut man sich die Recruiting-Videos der Reihe nach an, fällt auf: Keins der Unternehmen gewinnt Kontur, keins sagt wirklich etwas über seine Einzigartigkeit aus. Einzigartig (dämlich) sind nur die jeweiligen Formen der Recruiting-Videos – aber ein neues Format täuscht nicht über fehlenden Inhalt hinweg.

Hilfreiche Fragen auf dem Weg zum Employer Branding

Allgemeinplätze sind tödlich für jede Firmenidentität und damit auch für das Recruiting: Warum soll ich bei jemandem arbeiten, der genauso ist wie alle anderen – laut eigener Aussage? Bei Recruiting-Videos täten manche Firmen also gut daran, jemanden einzubeziehen, der etwas von Kommunikationskonzeption und Employer-Branding versteht.

Ein Anfang ist die Auseinandersetzung mit dem Arbeiten im eigenen Unternehmen: Nehmen Sie sich meine Briefing-Checklist vor und finden Sie Antworten auf die Fragen dort. Ihr Produkt ist dabei der Arbeitsplatz, den Sie gerne besetzen würden. Und dann geben Sie die Fragen außerdem an jemanden, der den Arbeitsplatz, den Sie besetzen wollen, bereits innehat – oder einen ähnlichen. Wetten, Sie bekommen noch einmal ganz neue Impulse?

Eine Parodie auf schlechte Recruiting-Videos liefert übrigens Twitter – und landet damit zumindest einen Sympathie-Treffer.

Schreibe eine Antwort